Im Rahmen des Projektes "Unvergessen: Dresdner Persönlichkeiten und wo sie begraben liegen" interviewte der Journalist Henry Berndt einen engen Freund Alfred Neugebauers: Tobias Rösler.
Dieser hatte Alfred Neugebauer als Vortragenden an der Volkshochschule kennen gelernt, aus Bewunderung viele weitere Vorträge und Exkursionen mit ihm besucht, woraus eine langjährige Freundschaft
entstand.
Tobias Rösler beschreibt Alfred Neugebauer aus seiner Perspektive im Video.
Unter dem Video finden Sie einen Auszug aus einem Text, der aus dem Gespräch entstand und in seiner vollständigen Version, gemeinsam mit weiteren Texten im Rahmen dieses Projektes, in eine
spätere Publikation einfließen wird.
Aus dem Gespräch mit Tobias Rösler, der uns freundlicherweise bei sich in der Wohnung willkommen hieß, ging auch ein biografischer Text hervor. Hier finden Sie eine Kurzversion dieses Textes, der gemeinsam mit anderen im Rahmen dieses Projektes erarbeiteten Texten, in seiner vollständigen Version in eine spätere Buch-Publikation einfließen soll.
Alfred Neugebauer - Der Retter des Davidsterns
Und plötzlich kam da dieser Wehrgang zum Vorschein, eine Entdeckung, die der Geschichte der Felsenburg Neurathen ein wichtiges Kapitel hinzufügte.
Alfred Neugebauer war gerade mal 18 Jahre alt, als er 1932 mit seinen Grabungen an der Bastei begann. Er war kein studierter Archäologe, aber er war ein junger Bergsteiger mit großem Interesse
für verborgene Schätze menschlicher Zivilisation.
Vor allem Burgen hatten es ihm angetan. “Die Erforschung, Freilegung und Rekonstruktion der Burg Neurathen war für ihn eine Art Lebenswerk”, sagt sein Freund Peter Rösler.
So hatte Neugebauer großen Anteil daran, dass die Burg 1984 für die Öffentlichkeit freigegeben werden konnte.
Der 1914 in Dresden geborene Neugebauer wurde 1930 Mitglied im Landesverein Sächsischer Heimatschutz und war dazu zeitweilig Vorsitzender der Jugend im Sächsischen Bergsteigerbund. Parallel dazu
engagierte er sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Neugebauer war ein Tausendsassa. Nur eine Blickrichtung auf das Leben war ihm schon immer zu wenig gewesen. Im ganzen Land bekannt machen sollte
Neugebauer eine einzelne Tat, die er als Feuerwehrmann in Dresden vollbrachte.
1938 erlebte er die Novemberpogrome der Nationalsozialisten, durch die auch die Dresdner Sempersynagoge ausbrannte. Obwohl die Feuerwehr nicht eingreifen durfte, wurde der Davidstern der Synagoge
von unbekannten Helfern vor der Zerstörung bewahrt. Aus der Dresdner Hauptfeuerwache brachte Neugebauer den Stern in Sicherheit und übergab ihn 1949 an den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde
Dresden, Leon Löwenkopf. Der frühere Sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ehrte Neugebauer dafür mit dem Sächsischen Verdienstorden. Heute ist der Stern am Portal der 2001
fertiggestellten Neuen Synagoge zu sehen.
Am 13. August 2006 starb Neugebauer in Dresden und wurde auf dem Alten Annenfriedhof beigesetzt.